Ausschreibung zur Erkennung und Erfassung von antimuslimischem Rassismus online
Weiterlesen
Liebe Leser*innen,
die jüngste Debatte infolge der Silvesternacht zeigt, wie schnell Menschen unter Generalverdacht gestellt werden und sich ein zutiefst rassistischer Diskurs entlädt.
Am 11. Januar veröffentlichte Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Beauftragte für Antirassismus den ersten Lagebericht „Rassismus in Deutschland: Ausgangslage, Handlungsfelder, Maßnahmen“ (Veröffentlichung am 11. Januar 2023), der Hoffnung macht. Deutlich wird mit dem Bericht, worum es bei der Bekämpfung von Rassismus geht und welche Aufgaben vor uns liegen. „Wir müssen Rassismus konsequent bekämpfen, das ist systemrelevant für unsere Demokratie. Denn alle müssen hier sicher, in Würde und mit gleichen Chancen leben.“, so die Staatsministerin.
CLAIM begrüßt den ersten Lagebericht, der sowohl institutionellen als auch strukturellen Rassismus in den Fokus nimmt und die unterschiedlichen Ausformungen von Rassismus explizit adressiert. Dass antimuslimischer Rassismus neben weiteren Rassismen in einem Bericht der Bundesregierung ausführlich und explizit adressiert wird, ist ein Novum. Was nun folgen muss, ist eine umfängliche und integrierte Strategie gegen die Rassismen in unserer Gesellschaft: ein neu aufgesetzter und längst überfälliger verbindlicher nationaler Aktionsplan gegen Rassismus, der von der Zivilgesellschaft schon lange gefordert wird und vom gesamten Bundeskabinett mitgetragen wird (zur Pressemitteilung).
Warum gehandelt werden muss, zeigt nicht nur die jüngst rassistische Debatte, sondern auch Studien. Die letzte Leipziger Autoritarismus-Studie belegt, trotz einer sinkenden Zahl von Menschen mit geschlossenem rechtsextremen Weltbild, eine Kontinuität bei Phänomenen wie Muslimfeindlichkeit, Antiziganismus sowie an Schuldabwehr. Des Weiteren zeigt die DeZIM-Studie „Rassistische Realitäten“, dass die Mehrheitsgesellschaft antimuslimischen Rassismus deutlich seltener als solchen erkennt, als ihr das etwa bei Anti-Schwarzen-Rassismus gelingt.
Umso wichtiger erscheint vor diesem Hintergrund die Arbeit, die CLAIM seit nunmehr fünf Jahren leistet. Und umso mehr freuen wir uns, dass wir 2022 fünf neue Mitglieder für die CLAIM-Allianz gewinnen konnten, um gemeinsam Kräfte im Kampf gegen antimuslimischen Rassismus zu bündeln. Umso erfreulicher auch, dass der Aufbau eines Community-basierten Monitorings und einer Verbundstruktur aus Opferberatungs- und Antidiskriminierungsstellen mit einheitlichem Erfassungssystem voranschreitet. Denn nur auf diese Weise sind u.a. die Alltags-Rassismen gegen muslimisch gelesene Personen zu erfassen und sichtbar zu machen. Gewohnt publikumswirksam werden wir in der diesjährigen Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus im Vorlauf zum 1. Juli mit unseren inzwischen 50 Mitgliedern wieder bundesweit sensibilisieren, aufklären und mobilisieren. Die Aktionswoche wird außerdem der passende Rahmen sein, um unser erstes zivilgesellschaftliche Lagebild zu Islam- und Muslimfeindlichkeit sowie antimuslimischen Rassismus zu veröffentlichen.
Eine Rückschau auf vergangene Aktivitäten sowie ein Ausblick auf anstehende Veranstaltungen, Publikationen und weitere Meilensteine unseres wachsenden Netzwerkes soll Euch dieser Newsletter nun geben. Wir freuen uns über Euer Interesse und wünschen Euch für das neue Jahr einen Optimismus und eine nicht nachlassende Resilienz im gemeinsamen Kampf gegen Rassismus.
Viel Spaß beim Lesen, wünscht Euer CLAIM-Team!