Nachruf auf Nina Mühe

Nachruf auf Nina Mühe

30. März 2021

von CLAIM

Wer sich für Gegennarrative einsetzt, gerät schnell ins Visier. Davon beeindrucken lassen hat sich Nina Mühe nicht. Die Positivität und den menschlichen Blick bei so starkem Gegenwind nicht zu verlieren – dazu gehört sehr viel Größe. Am 26. März 2021 ist unsere kluge, engagierte und geschätzte Kollegin und Freundin Nina Mühe gestorben, nach einem schweren Weg, den sie mit ebenso viel Stärke gegangen ist.

Nina Mühe
© CLAIM
Nina Mühe / CLAIM

Nina Mühe hat sichtbar gemacht, was für viele nicht zusammenzupassen scheint – vor allem für diejenigen nicht, die rassistische Ressentiments in den öffentlichen Diskursen immer wieder schüren. Ihr Antrieb war, dieser Entmenschlichung etwas entgegenzusetzen und ihre Vision eine Gesellschaft, in der Muslim*innen ein selbstverständlicher Teil sein können. Nina Mühes Wirken beschränkte sich nicht nur auf den Dienst, den sie mit ihrer Arbeit für die muslimische Community geleistet hat. Das würde ein verkürztes Verständnis von dem bedeuten, was Rassismus und antimuslimischer Rassismus für uns als Gesellschaft bedeuten. Sie hat mit ihrer Arbeit einen Beitrag für unsere Gesamtgesellschaft geleistet und damit die Grundwerte unserer Demokratie verteidigt.

Nina Mühe war eine Inspiration für viele, eine der Pionierinnen im Forschungsfeld antimuslimischer Rassismus und eine Brückenbauerin: mit ihrer Forschungsarbeit hat sie ein Bild vom vielfältigen islamischem Leben und dessen Veränderungen in den letzten Jahren gezeichnet, Diskriminierungserfahrungen sichtbar gemacht und insbesondere muslimische Religiösität als Stigma für Schüler*innen in Schulen näher untersucht. Wissen und Expertise, die sie in die Projektarbeit einbrachte. Mit Offenheit, Glauben an das Gute und einem ganz klaren Ziel hat sie Vertrauen geschaffen und so viele Brücken in die so unterschiedlichen notwendigen Richtungen geschlagen. Ende 2017 gründete sie gemeinsam mit einem kleinen Team die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit CLAIM, die sich in kurzer Zeit zu einem großen bundesweiten Netzwerk von Akteur*innen im Themenfeld (antimuslimischer) Rassismus entwickelte.

Mit ihrer Arbeit hat sie einen großen Beitrag geleistet, Rassismus in unserer Gesellschaft und insbesondere der Ausgrenzung von Muslim*innen etwas entgegenzusetzen. Das tat sie mit Leidenschaft, Überzeugung, Mut, großem Wissen und einem warmen Lächeln. Ihre Eloquenz, die sie zu einer gefragten Interviewpartnerin machte, ihre Zugewandtheit, ihr Humor und ihre Einfühlsamkeit, ihr stets positiver Blick auf ihre Vision – all das hat Nina mit uns geteilt und in den Dienst von CLAIM gestellt.

Der Gegenwind, der uns nicht selten entgegen blies, hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Höhen und Tiefen sind es, die wir geteilt haben. Gespräche, in denen man sich fragt, warum und ob es dieser Einsatz, der einem so viel abverlangt, wirklich wert ist. Aber Aufgeben war keine Option. Bis zuletzt nicht.

In den letzten Tagen kamen viele Freunde, um Nina zu begleiten und Abschied zu nehmen.  Ihre Stärke hat sie nicht verloren.

Nina Mühe war eine anerkannte und respektierte Wissenschaftlerin und Expertin im Themenfeld antimuslimischer Rassismus – auch über Deutschland hinaus. Sie wurde am 1. September 2020 als Mitglied in den Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit berufen. Am Freitag, den 26. März 2021 ist Nina Mühe gestorben.

Nina hinterlässt eine große Lücke, die nicht gefüllt werden kann. Sie wird uns als Mensch, Freundin und Kollegin sehr fehlen.

Die zahlreichen trauernden Worte aus den unterschiedlichsten Richtungen, die uns in den letzten Tagen erreicht haben, deuten an, wie groß der Verlust ist und in welche Richtungen Nina wirkte.

Wir werden ihre Vision und ihre Arbeit gegen antimuslimischen Rassismus und gegen jede andere Form der Menschenfeindlichkeit weiterführen.

In Gedanken sind wir bei ihrer Familie. In tiefer Trauer.

Möge sie in Frieden ruhen.

inna lillahi wa inna ilayhi raji’un – إِنَّا لِلَّٰهِ وَإِنَّا إِلَيْهِ رَاجِعُونَ‎