Mittendrin und nicht dabei? – So war die Konferenz

Mittendrin und nicht dabei? - So war die Konferenz

15. November 2018

von CLAIM

Graphic Recording der Konferenz by studio animanova

Mit welchen Herausforderungen haben muslimische Akteure zu kämpfen, wenn sie mit nichtmuslimischen Akteuren kooperieren? Wie steht es um die rechtliche Anerkennung von muslimischen Organisationen als Religionsgemeinschaften bzw. Körperschaften des öffentlichen Rechts?  Wie kann man islamische Akteure dabei unterstützen die Integration in den rechtlichen Raum zu schaffen?  Das waren die Kernfragen der Konferenz „Mittendrinn und nicht dabei?“, über die rund 100 Akteure der Zivilgesellschaft aus ganz Deutschland an zwei Tagen in Berlin diskutierten.

„Wie können wir zusammen etwas bewegen? Dafür braucht es Respekt, es braucht Offenheit und klare Regeln die für alle gelten. Das sind die Voraussetzungen, damit Menschen teilhaben können. Nur so können auch alle Gruppen dazu beitragen, dass dieses Land gut gelingt“ – so die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Dr. Franziska Giffey, die die Konferenz am 9.11. eröffnete.

Der Islam gehört zu Deutschland und in Deutschland wird die Religionsfreiheit per Gesetz garantiert. Dennoch besteht ein Mangel an gleichberechtigter Teilhabe. Lösungssätze für die sich daraus ergebenden Herausforderungen waren das zentrale Thema der zwei Konferenztage.

Referenten und Themen der Konferenz waren:

  • Prof. Dr. Werner Schiffauer (Europa-Universität Viadrina): Organisationen und deren gesellschaftliche Auswirkungen“
    Evangelische und Muslimische Jugend: Dirk Thesenvitz (aej), Ouassima Laabich (MJD), Sara Sanhit (MJD)
  • Stadtjugendring Mannheim: Karin Heinelt (SJR Mannheim), Abdurrahman Aydin (Fatih-Jugend), Suhail Butt (Ahmadiyya-Jugend): Praxisbeispiele erfolgreicher Kooperationen – Fokus Jugendarbeit
  • Prof. Joel S. Fetzer (Pepperdine University, Malibu, USA): The Long Journey toward Establishing Muslim Organisations in Germany: A Comparison with other European Countries
  • Prof. Stefan Muckel (Universität Köln), Rechtliche Anerkennung von Islamverbänden: Staatsrechtliche Einordnung
  • Prof. Riem Spielhaus (Universität Göttingen), Rechtliche Anerkennung von Islamverbänden: Kooperationsmodelle auf Länderebene
  • Norbert Müller (Schura Hamburg), Hanım Ezder (Beirat für islamischen Religionsunterricht in NRW), Dr. Zekeriya Altuğ (DİTİB): Staatliche Kooperationen mit Islamverbänden auf Landesebene
  • Prof. Stefan Muckel (Universität Köln), Dr. Detlef Görrig (Dialogbeauftragter der EKD), Burhan Kesici (Generalsekretär Islamrat für die BRD),  Said Barkan (Zentralrat der Muslime in  Deutschland): Wie weiter nach dem Münster-Urteil – Doppelstandard oder Road-Map?

Wie man islamische Akteure dabei unterstützen kann, die Integration in den rechtlichen Raum zu schaffen, war die Kernfrage von Prof. Riem Spielhaus Impulsvortrag am zweiten Tag der Konferenz. Als gute Beispiele der Zusammenarbeit präsentierten sich die Evangelische (aej) und die Muslimischen Jugend (MJD). Norbert Müller von der Schura Hamburg berichtete von dem erfolgreichen Beschluss eines Staatsvertrags zwischen islamischen Verbänden und der alevitischen Gemeinde mit der Stadt Hamburg, welcher auch für andere Bundesländer richtungsweisend ist. Auch über das Urteil des OVG Münster wurde gesprochen, wonach der Zentralrat der Muslime und der Islamrat nicht die Voraussetzung, um als Religionsgemeinschaften im Sinne des Grundgesetzes anerkannt zu werden. „Mir erscheint im Urteil des OVG Münster der Mut zu fehlen.“ – so der Kirchenrechtler Prof. Dr. Stefan Muckel.

Drei zentrale Handlungsempfehlungen

Ergebnis der Konferenz waren sieben zentrale Handlungsempfehlungen, aus denen die Teilnehmenden folgende drei per Votum auswählten:

Handlungsempfehlungen an Politik und Verwaltung:
1.  Behördliche Selbstreflektion im Umgang mit muslimischen Trägern
2. Strukturförderung zur Integration in die Regelförderung

Handlungsempfehlung an zivilgesellschaftliche (auch muslimische) Akteure
3.  Misstrauensdiskursen durch Kooperationen offensiv begegnenHandlungsempfehlung an zivilgesellschaftliche (auch muslimische) Akteure

Weitere Empfehlungen, die auf der Tagung diskutiert wurden, waren folgende Handlungsempfehlung an muslimische Akteure:
4.           Vorwürfen mit belastbaren Strukturen begegnen
5.           Erfahrungswerte weitergeben
6.           Von Rückschlägen nicht entmutigen lassen
7.           Beharrlich weitermachen

Die Konferenz wurde in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) ausgerichtet.

Zur Konferenz wird im Februar 2019 ein Tagungsband erscheinen, in welchem die zentralen Ergebnisse zusammengefasst werden. Den Tagungsband stellen wir Ihnen gerne auf Anfrage zur Verfügung.

„Wie können wir zusammen etwas bewegen? Dafür braucht es Respekt, es braucht Offenheit und klare Regeln die für alle gelten. Das sind die Voraussetzungen, damit Menschen teilhaben können. Nur so können auch alle Gruppen dazu beitragen, dass dieses Land gut gelingt“
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Dr. Franziska Giffey