CLAIM im Blick: Stiftung gegen Rassismus

CLAIM im Blick: Stiftung gegen Rassismus

28. Februar 2019

Die Stiftung gegen Rassismus initiierte und koordiniert die jährlich stattfindenden Internationalen Wochen gegen Rassismus, die in diesem Jahr von 11. – 24. März stattfinden werden. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Europawahlen stehen die Wochen in diesem Jahr unter dem Motto „Europa wählt Menschenwürde“. Im Interview verrät Helena Falk, wie sich auch Moscheegemeinden an den Wochen beteiligen.

Die Stiftung initiierte und koordiniert die jährlich stattfindenden Internationalen Wochen gegen Rassismus. Was ist in diesem Jahr so geplant?

Im März 2018 wurden uns über 1.750 Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswochen gemeldet, zusätzlich fanden ca. 1.700 Freitagsgebete in Moscheen statt – es wäre super, wenn die Zahl dieses Jahr mindestens gleich bleibt. Einige der Veranstaltungen, die uns gemeldet wurden, hatten auch einen Bezug zu antimuslimischem Rassismus. Aber gerade die Moscheebesuche, die im Rahmen unseres Projekts „Religionen laden ein“ durchgeführt werden, sind ein Beitrag der Stiftung gegen antimuslimischen Rassismus. Wir schreiben die großen muslimischen Moscheeverbände an, und bitten sie, in ihrer Freitagspredigt während der Aktionswochen auf das Thema Rassismus hinzuweisen. Und wir schreiben auch jedes Jahr Bürgermeister*innen und weitere bekannte Persönlichkeiten an, und fragen sie, ob sie an einem Freitagsgebet im Rahmen der Wochen teilnehmen wollen. Das setzt nochmal einen besonderen Akzent. Besonders, weil diese Besuche nochmal mehr Aufmerksamkeit bringen. Im Jahr 2019 wurde auch erstmals dazu angeregt, Synagogen zu besuchen. Synagogengemeinden und Moscheegemeinden wurden auch darum gebeten, eine Vertretung aus einer anderen Religion zu einem ihrer Gottesdienste bzw. ihren Freitagsgebeten einzuladen. Wir sind gespannt wie das klappt!
Ein weiteres Projekt, das auch Bezug zu antimuslimischen Rassismus hat, ist „SCHULTER AN SCHULTER“. Das Projekt unterstützt solidarisierende Maßnahmen, wenn es rassistische Anfeindungen gab. Oftmals sind diese rassistischen Anfeindungen ja auch antimuslimisch, leider.

Und wer ist mit dabei? 

Es beteiligen sich viele! Wie schon erwähnt, sind die großen Moscheegemeinden dabei, aber auch viele andere Akteure: Die Volkshochschulen in ganz Deutschland beteiligen sich sehr rege, aber auch die verschiedenen Gewerkschaften sind mit Aktionen dabei. Viele lokale Initiativen, Städte und Kommunen und Schulen deutschlandweit planen Demos, PoetrySlams, Konzerte, Lesungen, Kochabende, Workshops … In manchen Städten sind das so viele Veranstaltungen, dass sie extra dafür ein eigenes Veranstaltungsheft zu „ihren“ Wochen gegen Rassismus herausgeben. Auch unsere Unterstützer, Kooperations- und Aktionsbündnispartner beteiligen sich, auch wenn es „nur“ ein Beitrag in ihren Newslettern oder auf ihren Social Media Kanälen ist. Nicht zu vergessen sind – neben den Organisator*nnen der vielen Aktionen – die über hunderttausend Menschen, die die Veranstaltungen besuchen. Die sind genauso wichtig!

Wenn Prominente über ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen sprechen, bekommt das einen besonders hohen Stellenwert für viele.
Helena Falk, Stiftung gegen Rassismus

Ihr motiviert auch Prominente gegen Rassismus in unserer Gesellschaft Haltung zu zeigen. Wie wichtig ist die Unterstützung durch bekannte Gesichter und Personen des öffentlichen Lebens für Eure Arbeit?

Diese Unterstützung ist super wichtig! Durch die bekannten Persönlichkeiten, die zum dem Thema sprechen oder sich an den UN-Wochen beteiligen, wird das Thema Rassismus für sehr viele Menschen sichtbarer. Gerade wenn die Persönlichkeiten selbst rassistisch angefeindet oder diskriminiert wurden und zum Teil noch werden. Wenn sie über ihre eigenen Lebenserfahrungen sprechen, bekommt das einen besonders hohen Stellenwert für viele. Dieses Jahr haben wir auch einige der Personen angeschrieben, ob sie an einem Freitagsgebet teilnehmen wollen – wir haben viele Rückmeldungen bekommen.

Welche Chancen seht ihr in einem Netzwerk von Akteuren, die gegen antimuslimischen Rassismus aktiv sind?

Das Netzwerk hat die Chance, alle Kräfte der verschiedenen Akteure zu bündeln, um so gemeinsam und stärker gegen antimuslimischen Rassismus aktiv zu werden. Mit der geballten Kraft ist auch die Chance größer, für antimuslimischen Rassismus zu sensibilisieren und um deutlich zu machen, dass es irrelevant ist, welche Religion ein Mensch hat und woher er kommt. Gleichzeitig hat so ein Netzwerk auch die Möglichkeit, auf Rassismus im Allgemeinen hinzuweisen, und dazu gehört auch der Antisemitismus. Das wäre dann eine win-win Situation für alle von Rassismus Betroffenen.

Das Interview mit Helena Falk führte Theresa Singer für CLAIM.