Problemdefinition Muslim*innen und als solche markierte erleben antimuslimischen Rassismus in Deutschland alltäglich, sei es im Bildungsbereich wie der Schule, am Arbeitsmarkt oder im Gesundheitsbereich, wie wissenschaftliche Studien, journalistische Recherchen sowie die Erfahrung von Beratungs- und Dokumentationsstellen zeigen¹. Dennoch bleiben antimuslimische Vorfälle (Diskriminierung und Straftaten) oft in den behördlichen und zivilgesellschaftlichen Statistiken unsichtbar und damit außerhalb des öffentlichen Bewusstseins. Obwohl Rassismus für viele Alltag ist, melden die wenigsten der Betroffenen ihre Fälle oder suchen sich eine Beratungsstelle. Fehlende Meldungen führen dazu, dass wir es mit einer hohen Dunkelziffer an antimuslimischen Diskriminierungen und Übergriffen zu tun haben.
Um herauszufinden, warum Betroffene, sich selten Hilfe suchen, hat CLAIM eine explorative Studie zu Erfahrungen und Umgangsstrategien von Betroffenen mit antimuslimischem Rassismus und Islam- und Muslimfeindlichkeit und Übergriffen beauftragt. Anhand einer bundesweiten Online-Befragung und 18 Tiefeninterviews im Raum Berlin und Köln wurden folgende zentrale Ergebnisse erfasst:
Menschen, die antimuslimischen Rassismus erleben, sind sich in der Regel bewusst, dass sie rassistisch diskriminiert und/oder von einem rassistischen Übergriff betroffen sind.
Antimuslimischer Rassismus in Form von Übergriffen und/oder Diskriminierungen ist eine weit verbreitete Erfahrung.
Die Betroffenen erfahren antimuslimischen Rassismus aufgrund ihrer ethnischen Herkunft und sichtbaren Merkmale, was intersektionell durch Diskriminierung auf der Grundlage von Geschlecht, Hautfarbe und sozialem Status verschärft wird.
Die Mehrheit der Betroffenen von antimuslimischem Rassismus und Islam- und Muslimfeindlichkeit nutzt bestehende Meldemöglichkeiten und Beratungsangebote nicht.
Die befragten Menschen melden antimuslimische Diskriminierungen und Übergriffe nicht, weil sie die Möglichkeit nicht kennen oder die Sinnhaftigkeit einer Meldung in Frage stellen.
Die befragten Betroffenen von antimuslimischen Diskriminierungsvorfällen und Übergriffen suchen keine Beratungsstelle auf, weil sie nicht auf die Idee kommen, sie keine Beratungsstellen kennen oder keinen Sinn darin sehen.
Betroffene wünschen sich Informationen zu Meldemöglichkeiten und Beratungsangeboten vorzugsweise im Internet und über private Kontakte, wie Familie, Freund*innen, Bekannte und Arbeitskolleg*innen.
Die vollständige Studie kann vor einem möglichen Kick-Off Termin geteilt werden.
Kampagnenziel Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für die Kampagne, deren Ziel es ist Betroffene von antimuslimischem Rassismus auf Beratungs- und Meldemöglichkeiten aufmerksam zu machen. Außerdem das Betroffene diese Möglichkeiten wahrnehmen.
Dabei soll auf bestimmte Beratungsstellen in der Nähe, sowie das Onlinemeldeportal I-Report hingewiesen werden.
Laufzeit Kampagne Oktober bis Dezember 2023
Leistungsbeschreibung Konzeption einer crossmedialen Kampagne inklusive:
Entwicklung von einem Kampagnenansatz zur Erreichung von Betroffenen von antimuslimischem Rassismus
Entwicklung einer grafischen Leitlinie („Kampagnenlook“), an der sich die einzelnen Kommunikationsmittel (u.a. Out-of-Home Medien, Print Medien wie bspw. Flyer, Social Media)
Ausdifferenzierung der Leitidee für die einzelnen Medien, inkl. Konzeptionierung für die jeweiligen Touchpoints (u.a. Out-of-Home Medien, Social Media, Aktionsmaterialien), inkl. Ausarbeitung, inkl. Reinzeichnung
Bereitstellung von Design-Templates (Photoshop) für Social Media-Content
Drei bis vier Feedbackschleifen
Verfügungstellung der offenen Daten
Kanäle
Out-of-Home Implementierung in Berlin und Köln an Touch-Points wie: Schulen, Behörden, Verwaltungen, Kiosks, ÖVNP, Gotteshäuser
Zielgruppe Als Zielgruppe werden Betroffene von antimuslimischem Rassismus festgelegt, das heißt Muslim*innen, aber auch Menschen, die als solche gelesen werden. Muslimisch gelesen heißt, eine Fremdzuschreibung, die auf rassistisch codierten Merkmalen (wie z.B. Bart, Haarfarbe, Name, Sprache etc.) basiert. Antimuslimischer Rassismus betrifft nämlich auch diejenigen Personen, die als muslimisch markiert werden – ganz gleich, ob sich die Personen selbst als religiös bezeichnen würden oder nicht.
Platzierung von Logos Die Betroffenenkampagne 2023 wird getragen vom Teilseiend e.V. und gefördert von der „Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration”, Reem Alabali-Radovan.
Angaben zur Platzierung der teilseiend e.V. und Claim Logos, sowie der Förderlogos folgen.
Budget Es handelt sich um eine Mikro-Kampagne mit einem begrenzten Budget für die Konzeption und Gestaltung.
Timing / Meilensteine Der Kampagnenprozess wird begleitet von zwei bis drei muslimischen Personen, die dem CLAIM Team in beratender Funktion zur Seite stehen (im Folgenden als AG bezeichnet) und an den Terminen mit der Agentur anwesend sein werden.
Anfang Juli: Übermittlung Briefing (durch CLAIM)
Mitte Juli: Rebriefing & Kick-Off Konzeptionsphase
Ende Juli: Zulieferung von Kampagnenansätzen/AG Treffen
Anfang August: Fokusgruppentesting mit Betroffenen in Köln & Berlin (durch CLAIM)
Ende August: Zulieferung Druckdaten OOH, Plakate, Postkarten
Mitte September: Zulieferung Social Media Templates & Texte
Letzte September Woche: Versand des Materials (durch CLAIM)
1.10.2023: Out Kampagne
Kontakt CLAIM – Allianz gegen Islam- und
Hanna Attar
Projektmanagement Outreach & Kommunikationsmanagement ha@claim-allianz.de
030 / 28 87 456 71
Über CLAIM
CLAIM vereint und vernetzt derzeit 50 muslimische und nichtmuslimische Akteur*innen der Zivilgesellschaft und bildet eine breite gesellschaftliche Allianz gegen antimuslimischen Rassismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit. CLAIM schafft effektive Strukturen für fachlichen Austausch und Kooperation in Deutschland und in Europa und unterstützt Organisationen und Projekte, notwendige Kompetenzen weiter auszubauen.
Durch gemeinsame Kampagnen schaffen wir bundesweite Sichtbarkeit für antimuslimische und rassistische Tendenzen und deren Auswirkungen. Durch Publikationen, Konferenzen und thematische Arbeitsgruppen setzen wir wissenschaftliche und praxisbezogene Impulse.
CLAIM wird getragen von Teilseiend e.V. und wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Seit 2020 ist CLAIM Partner im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit.
Quellen
¹Siehe hierzu speziell die Studien von ADAS- Anlauf und Fachstelle Diskriminierungsschutz an Schulen (2021): Religion und Glauben an der Schule. Diskriminierungserfahrungen muslimischer Jugendlicher in Berliner Schulen, Online unter https://adas-berlin.de/wp-content/uploads/2021/11/Studie-Religion-Diskriminierung_ADAS.pdf , zuletzt abgerufen am 5.12.2022. Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) (2022): Rassistische Realitäten: Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander? Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa), Berlin. Online unter https://www.rassismusmonitor.de/fileadmin/user_upload/NaDiRa/CATI_Studie_Rassistische_Realit%C3%A4ten/DeZIM-Rassismusmonitor-Studie_Rassistische-Realit%C3%A4ten_Wie-setzt-sich-Deutschland-mit-Rassismus-auseinander.pdf, Zuletzt abgerufen am 5.12.2022, taz (2022): Rassismus beim Rettungsdienst: Rechte Retter, Online unter https://taz.de/Rassismus-beim-Rettungsdienst/!5879278/, Zuletzt abgerufen am 5.12.2023. Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR-Forschungsbereich): Wo kommen Sie eigentlich ursprünglich her? Diskriminierungserfahrungen und phänotypische Differenz in Deutschland, Berlin 2018, Online unter https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2023/01/SVR-FB_Diskriminierungserfahrungen-8.pdf, Zuletzt abgerufen am 5.12.2023.
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