Fachtagung: Vom Dunkelfeld zum Hellfeld 2.0 – wie Erfassung von Hasskriminalität gelingen kann

Fachtagung: Vom Dunkelfeld zum Hellfeld 2.0 – wie Erfassung von Hasskriminalität gelingen kann

17. November 2025

Wie sichtbar ist antimuslimischer Rassismus in der Erfassung von Hasskriminalität? Am 6. November 2025 versammelte CLAIM Expert*innen aus Deutschland und Europa zur Fachtagung „Vom Dunkelfeld zum Hellfeld 2.0 – Gelingensbedingungen für die Erfassung von Hasskriminalität im europäischen Vergleich“ im Spielfeld Digital Hub in Berlin-Kreuzberg. Die Veranstaltung wurde gefördert vom Bundesministerium des Innern (BMI) im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK). 

Aufbauend auf der ersten Veranstaltung im Jahr 2022 rückte diese Tagung die Frage in den Fokus, wie antimuslimische Hasskriminalität systematisch erfasst und sichtbar gemacht werden kann. Unter der Moderation der Journalistin und Autorin Shelly Kupferberg entstand ein Raum für einen wichtigen Austausch zwischen Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Beratungspraxis sowie Verwaltung und Sicherheitsbehörden. 
 
Antimuslimische Hasskriminalität ist eine sehr reale Bedrohung für viele Menschen in Deutschland und für unsere Demokratie: Insgesamt wurden im Jahr 2024 in Deutschland rund 1.850 islamfeindliche Straftaten polizeilich erfasst. Das ist ein neuer, alarmierender Höchststand – und das Dunkelfeld ist enorm.

Shelly Kupferberg, Moderation

Nach der Begrüßung von Rima Hanano, Co-Geschäftsführerin von CLAIM, die die Wichtigkeit der zivilgesellschaftlichen Erfassung von antimuslimischem Rassismus verdeutlichte, eröffnete Dr. Britta Schellenberg (LMU München) die Fachtagung inhaltlich. In ihrer Keynote zeigte sie, warum eine empirisch fundierte und betroffenen-orientierte Erfassung von Hasskriminalität zentral für eine plurale Demokratie ist. 

Begrüßung durch Irma Hanano, Co-Geschäftsführung CLAIM
KeyNote: Wissenschaftliche Perspektive auf die Erfassung von Hasskriminalität Dr. Britta Schellenberg (LMU München)

In der anschließenden Paneldiskussion diskutierten Joanna Perry (Facing Facts), Mikaela Christiansson (ODIHR), Güzin Ceyhan (CLAIM), Shane O’Curry (INAR) und Johannes Ploog (Zentralstelle Hasskriminalität, Berlin), wie internationale Erfahrungen helfen können, Lücken in der deutschen Erfassungspraxis von antimuslimischem Rassismus zu schließen – und inwiefern zivilgesellschaftliche und staatliche Akteur*innen voneinander lernen können. 

Paneldiskussion: Hasskriminalität benennen, erkennen, erfassen - Erkenntnisse und Leerstellen (Englisch)

Am Nachmittag vertieften Workshops und Impulsvorträge zuvor gewonnene Einblicke:  

Im Workshop von Joanna Perry (Facing Facts) wurde deutlich, dass wirksame Strategien gegen Hasskriminalität und Hate Speech nur im Zusammenspiel vieler Akteur*innen entstehen können. Anhand europäischer Best Practices zeigte sie, wie multistakeholder approaches, also eine enge Kooperation zwischen Zivilgesellschaft, Behörden und Politik, Systeme zur Bekämpfung von Hasskriminalität nachhaltig stärken können.  

Workshop: Multistakeholder approaches to strengthen national hate crime and hate speech response systems – Joanna Perry (Facing Facts)

Wie zivilgesellschaftliches Monitoring   als Strategie zur gesellschaftspolitischen Anerkennung von Hasskriminalität fungiert, zeigte Bilge Cömert am Beispiel der Arbeit der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA). 

Impuls & Austausch: Antiziganismus sichtbar machen: Monitoring als Strategie zur gesellschaftspolitischen Aner- kennung von Hasskriminalität - Bilge Cömert (MIA)

In ihrem Impuls „Erfasst, verfolgt, verzerrt? Strafrecht unter dem Einfluss antimuslimischer Narrative“ identifizierte Demet Demir (PMJB, Universität Hamburg) Risikobereiche in Gesetzgebung und Verfolgungspraxis, die Verzerrungen begünstigen und muslimische oder muslimisch gelesene Personen überproportional ins Visier strafrechtlicher Maßnahmen rücken können. Die Teilnehmenden diskutierten, wie sich solche strukturellen Verzerrungen erkennen und abbauen lassen. 

Impuls & Austausch: Erfasst, verfolgt, verzerrt? Strafrecht unter dem Einfluss antimuslimischer Narrative – Demet Demir (PMJB, Universität Hamburg)

Zum entspannten Ausklang nach einem intensiven Tag bot der gemeinsame Late Lunch Raum für persönlichen Austausch und neue Vernetzungen. 

Wir danken allen Mitwirkenden und Teilnehmer*innen, die da waren und den Tag mit ihrer Anwesenheit, Impulsen und Erfahrungen bereichert haben.  

Danke auch an Khaled Al-Saadi für die Fotobegleitung und Shelly Kupferberg für die prägnante und warmherzige Moderation.